Immer mehr Menschen leiden neuerdings unter Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder meinen es zumindest. Verlässliche Informationen darüber, ob Nahrungsmittelintoleranzen wie die Unverträglichkeit von Milchzucker (Laktose) tatsächlich zunehmen, gibt es nicht. Allergien hingegen nehmen epidemiologischen Studien zufolge gerade in den westlichen, industrialisierten Ländern Allergien zu. Valide zahlen für die nicht-allergischen Unverträglichkeiten gibt es kaum. Bei der häufigsten Form, der Laktose-Intoleranz sind nach offiziellen Angaben 15 bis 20 Prozent unserer Bevölkerung betroffen. Pessimistische Schätzungen gehen auch von rund 30 Prozent der Bevölkerung aus. Man könnte denken, dass immer mehr Menschen betroffen sind, doch das ist nicht so: Weil die Krankheit heute besser zu diagnostizieren ist, werden einfach mehr Intolerante gefunden. Und was in den 1990er-Jahren noch tabu war, ist heutzutage kein tabu mehr, zu sagen: „Das kann ich nicht essen, darauf bekomme ich Bauchschmerzen und Durchfall“. Und das ist gut so.
Die gefühlte Zunahme aber muss keine Einbildung sein. Da bei der Laktose-Intoleranz das Enzym, das Milchzucker im Darm spaltet, im Laufe des Lebens verloren geht, ist es also möglich, dass ein Erwachsener plötzlich Beschwerden nach Verzehr von Milchprodukten spürt, obwohl er diese als Kind und Jugendlicher gut vertragen hat. Zudem ist diese Intoleranz dosisabhängig. Ein wenig Butter oder eine Scheibe Käse auf dem Brot macht oft noch keine Probleme, bei einem ganzen Glas Milch kann das schon anders aussehen.
Wer glaubt, dass seine Magen-Darm-Beschwerden von einer Laktose-Intoleranz kommen, kann eine Woche komplett auf Milchprodukte und Lebensmittel, die Laktose enthalten (wie viele Fertiggerichte) verzichten. Halten die Beschwerden an, ist diese Intoleranz unwahrscheinlich.